Geschichte der Schule am Gerdt

 

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Die Volksschule Gerdt im Bereich Baerl ist ein Teil der deutschen Schulgeschichte.

Nach der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im 19. Jahrhundert sicherte sie im Zeitalter der Industrialisierung

die Grundversorgung der ländlichen Bevölkerung in diesem Gebiet mit Schulbildung.

 

Die Schule am Gerdt lag zwischen spärlich verstreuten Hofanlagen und schloss eine Lücke im örtlichen Schulnetz.

Für die meisten Kinder war die Schule nur durch einen langen Fußmarsch zu erreichen.

Unabhängig von der geltenden Schulpflicht besuchten viele Kinder den Unterricht oft nicht oder nur unregelmäßig,

weil sie in der Landwirtschaft dringend als Arbeitskräfte gebraucht wurden.

 

In der Sä- und Erntezeit war der Klassenraum an der Kohlenstraße daher vermutlich leer.

Die Landkinder besuchten die Schule auch nur so lange, bis sie die grundlegenden Fertigkeiten erlernt hatten – im Idealfall.

Auf die höhere Schule in der Stadt zu gehen, war für sie undenkbar.

 

Der Unterricht fand für alle Altersgruppen in einem Raum, dem ehemaligen Klassenraum, statt. Der Lehrer wohnte im Haupthaus direkt neben dem

Klassenraum. Dies veranschaulicht die starke Identifikation der Dorflehrer mit ihrer Lehraufgabe,

die zugleich ein soziales und seelsorgerisches Engagement beinhaltete, wie es bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein üblich war.

 

Die Lehrer kamen in der Regel aus der Stadt. Die Tatsache, dass der Lehrer separat im Lehrerhaus wohnte,

unterstrich seine Position als – nicht zur Landbevölkerung gehörender – Mann der Bildung, auch wenn die damalige Bezahlung sehr gering war

und die Versorgung nur durch Bewirtschaftung des eigenen Gartens gewährleistet werden konnte.

 

Für den Bau der Schule an der Kohlenstraße 25 wurde 1870 durch den Homberger Bürgermeister ein Grundstück

von „600 Quadrat Fuß“ (ca. 180 qm) erworben. Die Beschaffung der dafür erforderlichen Geldmittel stellte

für den damaligen Bürgermeister eine erhebliche Schwierigkeit dar.

 

Die Schule wurde am 12. Februar 1872 als evangelische Schule eingeweiht und von den Kindern aus den Bereichen Gerdt und Meerbeck besucht.

Erster Lehrer war Conrad Rieken aus Styrum.

   

                                         

                                                                                                Schulklassen vor der Dorfschule Gerdt (Datum unbekannt)

 

 

1935 wurde der Schulraum um einen als Verkehrs- und Lagerraum genutzten Anbau ergänzt.

Vermutlich ging es bei dieser Baumaßnahme auch um den Luftschutzraum im Kellergeschoss des Anbaus, der für rund 30 Schulkinder

ausreichte.

 

 

 

Nationalsozialist vor der Dorfschule (1943)

 

 

Nach Aussagen von Zeitzeugen befand sich in den Kriegsjahren auf den nahe gelegenen Feldern

eine Flaggstellung der Deutschen Wehrmacht. Der Schulsaal soll den Soldaten als Unterkunft gedient haben,

in der feuchtfröhliche Feste gefeiert wurden.

 

 

 

 

                                                       

                                         Schulklasse von 1948                                                                                                       Gesangsverein in der Schule (1948)

 

 

 

1953 wurde ein langgestreckter Gebäudetrakt als Abortgebäude an den Schulraum angebaut.

Über diesen Trakt erfolgte dann auch der Eingang in den Schulraum. Der bis dahin genutzte straßenseitige Eingang wurde vermauert.

Es war noch ein zusätzlicher Klassenraum geplant, der jedoch nicht errichtet wurde.

 

Am 01.04.1966 wurde die alte Dorfschule Gerdt im Rahmen schulischer Veränderungen stillgelegt.

 

1967 vermietete das Moerser Schulamt die Räumlichkeiten an den Verein FCC Rheinkamp-Gerdt e. V.,

der mit einer Nutzungsänderung die Schule zu einem Jugend- und Sportheim für Fußball, Leichtathletik und Tischtennis umbaute.

 

Von 1974 bis 1998 bewohnte eine 12-köpfige Familie das Lehrerhaus der Schule.

Nach der kommunalen Neuordnung von 1975 wurde die Stadt Duisburg neuer Eigentümer der Schule.

In den Anbauten befand sich nun der Kanu-Club Homberg Gerdt e. V., dessen Mitglieder auf dem angrenzenden Uettelsheimer See

ihren Sport ausübten.

 

Nach der Jahrtausendwende war das historische Schulgebäude für einige Jahre unbewohnt und ungenutzt.

 

2003 wurde die Schule vom Verein IKARUS e. V. angemietet und unter dem Namen Schule der Phantasie als kunst- und lernpädagogische

Einrichtung von Kindern und Jugendlichen aus Duisburg genutzt.

 

2012 erhielt die  Schule zum ersten Mal in ihrer bis dahin 140-jährigen Geschichte  private Eigentümer.

Die beiden Duisburger Künstler Katia Huberty und Karsten Heinrichs kauften das Gebäude von der

Duisburger Bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH & Co. Immobilien KG.

Nach dem Kauf regten die beiden neuen Besitzer ein Unterschutzstellungsverfahren bei der Duisburger Denkmalbehörde an.

 

Im Juni 2013 wurde die alte Dorfschule Gerdt in die Denkmalliste eingetragen. Somit wird die Schule auch zukünftige Generationen

an ihre architektonische und ortsgeschichtliche Bedeutung  erinnern.

 

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